Im Rahmen der Gesellschaftstheorie sozialer Systeme des Soziologen Niklas Luhmann soll versucht werden auch außerhalb der wissenschaftlichen Kommunikation praktischen Anschluss an die Theorie zu finden. Konkret erproben wir das Verständnis und die Anwendbarkeit dieser soziologischen Systemtheorie(1).
Um dies zu erreichen, könnten wir "alltägliche" auf Themen bezogene Texte oder Textausschnitte nutzen wie z.B. aus den Massenmedien. Aber auch Texte aus anderen Systemen wie bspw. der Wissenschaft oder gar Selbsterstelltes liesse sich verwenden. Ein Beispiel ist das Thema "Stuttgart 21" - kurz S21.
Es wird sodann versucht die dort inhaltlich publizierten Informationen bzw. beschriebenen (empirischen) Phänomene, aber gerade auch alltägliche Situationen zusammen mit ihren oft impliziten Hypothesen in den Kontext der Theorie einzuordnen; und dabei zu prüfen, ob die Theorie den sozialen Aspekt erklären kann: z.B. dass S21 für das massenmediale Funktionssystem ein kurzfristiges Thema ist(2), aber auch dass das politische System seine autopoietische Machtkommunikation ohne große Irritation fortsetzen wird (man denke an die anstehenden Landtagswahlen).
Wie dieses "Einordnen" der textuell beschriebenen sozialen Vorkommnisse methodisch erfolgen soll, muss momentan ein wenig offen gelassen werden(3). Das hier vorgeschlagene Vorgehen erinnert an Spencer-Browns Methode von Befehl und anschließender Betrachtung dessen, wohin wir damit gelangt sind (vgl. Lau 2008, 23; i. Ori. "injunction" und "description" , vgl. Spencer Brown 1971, 77) Durch diese Heransgehensweise lassen sich außer der Erklärungskraft der Theorie (oder dem Gegenteil - keine Erklärungskraft) zusätzlich vielleicht abduktiv prognostische Thesen formulieren: z.B. der Bahnhof wird gebaut; Legitimation durch Verfahren ist vorhanden(4) (vgl. Luhmann 2005b).
Der Kontext bzw. die Randbedingungen des hier vorgeschlagenen "praktischen" Versuchs sollen dabei die sozialen Systeme sein, so wie sie Luhmann in seiner Theorie formuliert hat. Diese Theorie muss nicht notwendigerweise "richtig" sein, was sich vielleicht bei den Anwendungsbeispielen zeigen wird. Geboten ist sicherlich, die Begrifflichkeiten Luhmanns zu nutzen, und sie nicht in die Alltagssprache zu transformieren., sondern die Vokabeln zu lernen (s.u.). Desgleichen wäre es wünschenswert sich an wissenschaftliche Gepflogenheiten (Soziologie ist eine Wissenschaft) zu halten: Kritik ist also willkommen. Es geht nicht um literarisch emotionale Semantiken, sondern um die Kraft besserer Argumente. Dass abduktive Erklärungen eine Theorie nicht verifizieren, ganz im Gegensatz zu falsifizierbaren Hypothesen á la Popper, steht außer Frage. Die Theoriearchitektur Luhmanns sollte andererseits nicht Thema des Blogs sein. Es geht erst mal "nur" um Plausibilität. Ein späterer Ausbau dieses möglichen Desiderats in Richtung empirisch falsifizierbarer Brückenhyopothesen ist nicht ausgeschlossen. Genauso wenig ist gesagt, dass nicht eine Handlungstheorie zu "besseren" Ergebnissen als eine Systemtheorie führen kann, auch wenn meiner Meinung die Unterschiede nicht so groß sind, wie sie in der wissenschaftlichen Literatur dargestellt sind (aber auch das in einem andern Blog-Post).
Um dies zu erreichen, könnten wir "alltägliche" auf Themen bezogene Texte oder Textausschnitte nutzen wie z.B. aus den Massenmedien. Aber auch Texte aus anderen Systemen wie bspw. der Wissenschaft oder gar Selbsterstelltes liesse sich verwenden. Ein Beispiel ist das Thema "Stuttgart 21" - kurz S21.
Es wird sodann versucht die dort inhaltlich publizierten Informationen bzw. beschriebenen (empirischen) Phänomene, aber gerade auch alltägliche Situationen zusammen mit ihren oft impliziten Hypothesen in den Kontext der Theorie einzuordnen; und dabei zu prüfen, ob die Theorie den sozialen Aspekt erklären kann: z.B. dass S21 für das massenmediale Funktionssystem ein kurzfristiges Thema ist(2), aber auch dass das politische System seine autopoietische Machtkommunikation ohne große Irritation fortsetzen wird (man denke an die anstehenden Landtagswahlen).
Wie dieses "Einordnen" der textuell beschriebenen sozialen Vorkommnisse methodisch erfolgen soll, muss momentan ein wenig offen gelassen werden(3). Das hier vorgeschlagene Vorgehen erinnert an Spencer-Browns Methode von Befehl und anschließender Betrachtung dessen, wohin wir damit gelangt sind (vgl. Lau 2008, 23; i. Ori. "injunction" und "description" , vgl. Spencer Brown 1971, 77) Durch diese Heransgehensweise lassen sich außer der Erklärungskraft der Theorie (oder dem Gegenteil - keine Erklärungskraft) zusätzlich vielleicht abduktiv prognostische Thesen formulieren: z.B. der Bahnhof wird gebaut; Legitimation durch Verfahren ist vorhanden(4) (vgl. Luhmann 2005b).
Der Kontext bzw. die Randbedingungen des hier vorgeschlagenen "praktischen" Versuchs sollen dabei die sozialen Systeme sein, so wie sie Luhmann in seiner Theorie formuliert hat. Diese Theorie muss nicht notwendigerweise "richtig" sein, was sich vielleicht bei den Anwendungsbeispielen zeigen wird. Geboten ist sicherlich, die Begrifflichkeiten Luhmanns zu nutzen, und sie nicht in die Alltagssprache zu transformieren., sondern die Vokabeln zu lernen (s.u.). Desgleichen wäre es wünschenswert sich an wissenschaftliche Gepflogenheiten (Soziologie ist eine Wissenschaft) zu halten: Kritik ist also willkommen. Es geht nicht um literarisch emotionale Semantiken, sondern um die Kraft besserer Argumente. Dass abduktive Erklärungen eine Theorie nicht verifizieren, ganz im Gegensatz zu falsifizierbaren Hypothesen á la Popper, steht außer Frage. Die Theoriearchitektur Luhmanns sollte andererseits nicht Thema des Blogs sein. Es geht erst mal "nur" um Plausibilität. Ein späterer Ausbau dieses möglichen Desiderats in Richtung empirisch falsifizierbarer Brückenhyopothesen ist nicht ausgeschlossen. Genauso wenig ist gesagt, dass nicht eine Handlungstheorie zu "besseren" Ergebnissen als eine Systemtheorie führen kann, auch wenn meiner Meinung die Unterschiede nicht so groß sind, wie sie in der wissenschaftlichen Literatur dargestellt sind (aber auch das in einem andern Blog-Post).
Fussnoten:
- (1) empfehlenswert für den Einstieg in die Theorie sind: Schneider (2005) und Luhmann/Baecker (2002 und 2005).
- (2) natürlich nicht für die direkt Beteiligten.
- (3) evtl. bieten sich Anleihen bei Durkheim an.
- (4) übrigens eine progmostische These, die ich mit einer - wenn auch sehr holzschnittartigen - kurzen Begründung Luhmann s Theorie nutzend bereits vor(sic!) Beginn der Schlichtungsgespräche in die "Luhmann-Diskussions-Mailingliste" (2009) gepostet habe (listserv.dfn.de-Luhmann in Stuttgart) und die eingetroffen ist, sich (statistisch überhaupt nicht signifikant) bewährt hat. Vgl. dazu auch Rucht (2010).
Literatur:
- Lau, Felix 2008 [2005]. Die Form der Paradoxie. Eine Einführung in die Mathematik und Philosophie der "Laws of form" von George Spencer Brown. 3. Aufl., Heidelberg: Carl-Auer-Verl., ISBN: 978-3-89670-352-1, 3-89670-352-8.
- Luhmann-Diskussions-Mailingliste 2009. Diskussionsforum zur soziologischen Systemtheorie Niklas Luhmanns. Listserver LUHMANN@listserv.dfn.de, Archiv http://www.listserv.dfn.de/archives/luhmann.html [08-Nov-2009].
- Luhmann, Niklas; Baecker, Dirk (Hrsg.) 2002. Einführung in die Systemtheorie. Heidelberg: Carl-Auer-Systeme, ISBN: 3896702920.
- Luhmann, Niklas; Baecker, Dirk (Hrsg.) 2005. Einführung in die Theorie der Gesellschaft. Heidelberg: Carl-Auer, ISBN 978-389670-477-1, 3-89670-477-X.
- Luhmann, Niklas 2005b [1969]. Legitimation durch Verfahren. 6. Auflage, Frankfurt a. M.: Suhrkamp [Neuwied am Rhein [u.a.]: Luchterhand], ISBN: 3-518-28043-0 [ISBN: 3-472-72566-4].
- Rucht, Dieter 2010. Symmetrie der Oberfläche. Legitimation durch Verfahren oder Neutralisierung von Kritik? Ein Rückblick auf das Demokratie-Ereignis des Jahres - die Stuttgarter Schlichtung". Frankfurt: derFreitag, ISSN 0945-2095; http://www.freitag.de/politik/1051-xxx-kommt-noch-xxx, [29-Dez-2010].
- Schneider, Wolfgang Ludwig 2005b [2002]. Kommunikation als Operation sozialer Systeme. In: Grundlagen der soziologischen Theorie. Band 2: Garfinkel - RC - Habermas - Luhmann. 2. Auflage, Wiesbaden: VS, ISBN-10: 353133557X, ISBN-13: 978-3531335575, 250-391.
- Spencer Brown, George 1971 [1969]. Laws of form. 2. Aufl., London: Allen and Unwin.
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AntwortenLöschenEinen zweiten Versuch (hier S21 ist für mich der erste) habe ich in einem neuen Post gestartet: http://soziale-systeme-niklas-luhmann.blogspot.com/2010/12/thema-karikaturen-mit-dem-propheten.html
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