Genauer: Eine mögliche Synthese von (empirischen)
Prozessoren und der (analytischen) Bedeutung in Kommunikationsanschlüssen in Schneider (1994)?
Hallo zs.,
es existiert ein Text zur Intersubjektivität (Schneider
1994), der die tolle fruchtbare Diskussion von Freitag (Diskussion Uni Bielefeld 19-Dez-2014, siehe Esser versus Luhmann) weiterführen oder gar
synthetisieren könnte - was sich während unsereres Diskurses bereits andeutete.
Zunächst lässt sich das Ergebnis unserer Diskussion möglicherweise auf folgende zwei Standpunkte zusammenfassen:
Zunächst lässt sich das Ergebnis unserer Diskussion möglicherweise auf folgende zwei Standpunkte zusammenfassen:
(1)
Die (empirischen) Prozessoren der multiplen
Konstitution: "Wer tut es?" (Rainer Greshoff (hier nicht autorisiert)) und
(2)
die (analytische) Bedeutung von sinnhaften
Kommunikationsanschlüssen: "Wie läuft es ab?" (Rainer Schützeichel
betonte diesen Punkt der Bedeutung in der Kommunikation (hier nicht autorisiert).
Aber geht es bei diesen Standpunkten wirklich um ein "entweder-oder" - und nicht eher um ein "sowohl-als auch"? Letzteres kann man aus dem Schneider –Text (1994) herauslesen, auch wenn er selbst eine andere Intention – die der Intersubjektivität – verfolgt. In diesem Text werden u.a. Kommunikationsanschlüsse anhand empirischer Beispiele genau untersucht. Man findet dabei Aussagen, die auf unsere Diskussion verweisen - zum einen (A) wenn Kommunikationen aneinander anschließen, zum anderen (B) ob Ego "das Gleiche" versteht, was Alter mitteilt. Ausführlicher formuliert:
A)
Bei Kommunikationsanschlüssen
existiert ein "kommunikationsinterne[r] Anlagerungspunkt für die Erzeugung
spezifischer Erwartungen, die sich auf die beteiligten Prozessoren richten" (Schneider 2014: 222, Hervorh. L.E.).
B)
Bei Schneiders Auseinandersetzung beim Verstehen von "intersubjektiv
identische[n] Bedeutungszuschreibungen"
(Schneider 2014: 204 f., Hervorh. L.E.) u.a. mit Habermas ist der
"Bezugspunkt einer möglichen aktuellen Verständigung fest[ge]halten, in
der sie [d.h. Alter und Ego oder die Prozessoren, L.E.] denselben Äußerungen dieselbe
Bedeutung beimessen" (Schneider 2014: 205, Hervorh. i. Ori.).
Es werden in (A) sowohl auf Prozessoren verwiesen - Standpunkt (1) -, als auch bei (B) auf Bedeutung bei Kommunikationsanschlüssen
– Standpunkt (2). Implizit klassifizierte ich die Standpunkte mit empirisch
versus analytisch – worüber man diskutieren könnte. Andererseits entspricht das in etwa Luhmanns Ansicht, „daß Kommunikation
nicht direkt beobachtet, sondern nur erschlossen werden kann“ (Luhmann
1984: 226, Hervorh. i. Ori.)
Der genannte Text von Schneider (1994) bestätigt somit auch meine Einstellung, dass man doch eher mit einem "sowohl-als-auch" denken müsste. Dass soziale Systeme zunächst eher analytisch betrachtet werden könnten, hindert vielleicht nicht an produktiven Erweiterungen der Theorien von Esser und Luhmann – man denke nur an Parsons Analytik des AGIL-Schemas. Divergente Ansichten zwischen Rainer Greshoff (2005: 81, Fußnote 8) und Wolfgang Ludwig Schneider (2008) mögen dabei vielleicht sogar fruchtbaren Input liefern. Der Text Luhmanns, aus dem Elmar zitierte, ist unter Luhmann (2008: 189) zu finden. Die empirischen Untersuchungen sind übrigens auch unter Schneider (2009: 318 ff.) zu finden - inclusive der vierten Sequenz "kommunikativen Reparaturorganisation" (Schneider 2009: 318) und zugleich die "vierte Art von Selektion: für die Annahme bzw. Ablehnung der mitgeteilten Sinnreduktion" (Luhmann 1984: 203).
Der genannte Text von Schneider (1994) bestätigt somit auch meine Einstellung, dass man doch eher mit einem "sowohl-als-auch" denken müsste. Dass soziale Systeme zunächst eher analytisch betrachtet werden könnten, hindert vielleicht nicht an produktiven Erweiterungen der Theorien von Esser und Luhmann – man denke nur an Parsons Analytik des AGIL-Schemas. Divergente Ansichten zwischen Rainer Greshoff (2005: 81, Fußnote 8) und Wolfgang Ludwig Schneider (2008) mögen dabei vielleicht sogar fruchtbaren Input liefern. Der Text Luhmanns, aus dem Elmar zitierte, ist unter Luhmann (2008: 189) zu finden. Die empirischen Untersuchungen sind übrigens auch unter Schneider (2009: 318 ff.) zu finden - inclusive der vierten Sequenz "kommunikativen Reparaturorganisation" (Schneider 2009: 318) und zugleich die "vierte Art von Selektion: für die Annahme bzw. Ablehnung der mitgeteilten Sinnreduktion" (Luhmann 1984: 203).
Gruß, Lutz
(Lutz Ebeling, 21-Dez-2014)
* Luhmann, Niklas (2008 [1995]): Wahrnehmung und
Kommunikation sexueller Interessen. In: Niklas Luhmann (Hg.): Soziologische
Aufklärung 6. Die Soziologie und der Mensch. 3. Aufl. Wiesbaden: VS, Verl. für
Sozialwiss (Soziologische Aufklärung / Niklas Luhmann, 6, Ed. 3), S. 180–193.
* Greshoff, Rainer (2005): Soziologische Grundlagen
kontrovers: erklärende Soziologie (Esser) versus soziologische Systemtheorie
(Luhmann) - wie groß sind die Unterschiede? In: Uwe Schimank und Rainer
Greshoff (Hg.): Was erklärt die Soziologie? Methodologien, Modelle,
Perspektiven. Berlin: LIT, S. 78–119.
* Schneider, Wolfgang Ludwig (1994): Intersubjektivität als
kommunikative Konstruktion. In: Peter Fuchs und Andreas Göbel (Hg.): Der
Mensch, das Medium der Gesellschaft? Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 189–238.
* Schneider, Wolfgang Ludwig (2008): Wie ist Kommunikation
ohne Bewusstseinseinschüsse möglich? Eine Antwort auf Rainer Greshoffs Kritik
der Luhmannschen Kommunikationstheorie. In: Zeitschrift für Soziologie (ZfS) 37
(6), S. 470–479. Online verfügbar unter
http://zfs-online.org/index.php/zfs/article/viewFile/1286/823, zuletzt geprüft
am 12.12.2014.
* Schneider, Wolfgang Ludwig (2009): Grundlagen der soziologischen Theorie. Band 3: Sinnverstehen und Intersubjektivität Hermeneutik, funktionale Analyse, Konversationsanalyse und Systemtheorie. 2. Aufl. Wiesbaden: Westdt. Verl.
* Schneider, Wolfgang Ludwig (2009): Grundlagen der soziologischen Theorie. Band 3: Sinnverstehen und Intersubjektivität Hermeneutik, funktionale Analyse, Konversationsanalyse und Systemtheorie. 2. Aufl. Wiesbaden: Westdt. Verl.